Bergreise Ecuador
Der höchste Berg der Welt
Die Lodge Estrella del Chimborazo liegt, ca. 36 km von Riobamba entfernt, in einer malerischen Landschaft am Fuße des Chimborazo und sollte für die nächsten 4 Tage unser "Basecamp" werden.
Man erreicht die Lodge überwiegend auf asphaltierten Straßen, was das Vorankommen doch sehr beschleunigt und so trafen wir bereits gegen Mittag dort ein.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, trafen wir beim Abendessen auf den Inhaber der Lodge, den bekannten Bergsteiger Marco Cruz höchst persönlich, welcher selbst den Chimborazo unzählige Male, auf verschiedensten Routen, bestiegen hat.
Die Lodge an sich besteht
aus ein paar Bungalows und einem Haupthaus, wobei alles sehr komfortabel ausgestattet ist.
Am nächsten Tag machten sich mein Onkel, unser Guide Jaime und ich auf den Weg zu unserer ersten Akklimatisationstour an den Hängen des Chimborazo. Wir fuhren hinauf zu einem Parkplatz auf rund 4800 Meter, der nicht weit von der Carellhütte entfernt lag.
Da zum Zeitpunkt unserer Reise die einzigen beiden Berghütten am Chimborazo, das
Carell- und das etwas höher gelegene Whymper Refugio, geschlossen und im Umbau waren, hatte sich ,in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz, ein kleines "Basecamp" aus Zelten und Sperrholzhütten
etabliert.
So machten wir uns, vom Parkplatz aus, auf den Weg zum Whymper Refugio und stiegen dann von dort aus, über lose Geröllhänge, bis auf 5300 Meter hoch, zu den sogenannten "Chamonix Nails".
Die Chamonix Nails sind eine kleine Felsformation, die man aufgrund ihrer zackigen Form schon gut aus der Entfernung ausmachen kann.
Obwohl der Schneefall der letzten Nacht den Chimborazo komplett in Weiß gehüllt hatte, brannte tagsüber die Sonne erbarmungslos herunter, sodass wir den Aufstieg zum größten Teil im T-Shirt absolvierten.
Oben angekommen, zogen wir sogar unsere Oberbekleidung aus und genossen während der kurzen Rast die Sonnenstrahlen.
Im Anschluss an unsere Tour fuhren wir dann noch zu einer weiteren Sehenswürdigkeit des Nationalparks Chimborazo.
Hierbei handelte es sich um einen Wald aus Polylepisbäumen, welchen wir auf einer Höhe von rund 4300 Metern durchwanderten.
Wie uns Jaime erzählte, gedeihen diese Bäume, selbst auf einer so großen Höhe, gut, da sie viel Feuchtigkeit über den Nebel aufnehmen.
Dieser Wald machte auf uns alle großen Eindruck, weil dort, mit den bizarr aussehenden Bäumen und dem Nebel, eine fast "mystische“ Atmosphäre, wie in einem Zauberwald herrschte.
Mit diesem Erlebnis ließen wir den Tag auf der Lodge bei gutem Essen und gemütlicher Atmosphäre ausklingen.
Nach einem weiteren Tag und einer Akklimatisationstour an den Hängen über der Lodge, war es dann endlich soweit, das eigentliche Ziel, den Chimborazo, anzugehen.
Für den Gipfelgang sollte uns, neben Jaime, noch ein weiterer Guide begleiten, sodass mein Onkel und ich jeweils eine Chance auf den Gipfel hatten, sollte einer umdrehen müssen.
Tragischer Weise stürzte der eigentlich vorgesehene Guide einen Tag zuvor am Cotopaxi ab und so kam es, dass ich am Mittag meinen neuen Guide Raul auf der Lodge traf und wir anschließend zu viert zum Parkplatz, nahe des Carell Refugios, fuhren.
Von dort aus, stiegen wir zunächst flach, dann über leichte Geröllhänge, in nördliche Richtung auf und erreichten bald einen breiten Grat, welcher hoch zu einer Felswand namens "El Castillo" führte.
Die Normalroute führt eigentlich südlich, unterhalb dieser Wand, entlang, allerdings war uns dieser Weg aufgrund der warmen Temperaturen, verbunden mit kräftigem Wind und daraus resultierendem häufigem Steinschlag zu gefährlich, weshalb wir uns letztendlich für unsere Variante des Aufstiegs entschieden.
Das Wetter war gut und so ließ ich immer wieder meinen Blick über die weite karge Vulkanlandschaft schweifen und konnte in der Ferne sogar schon die Wolkenwand ausmachen, die uns am späten Nachmittag wohl erreichen würde.
Plötzlich wurde meine "Schweiferei" abrupt unterbrochen, als ein "medizinballgroßer" Felsbrocken, in ca. 20 Meter Entfernung vor uns, fast lautlos den Hang hinunter fegte. Ich ermahnte mich zur Vorsicht und setzte mich wieder in Bewegung.
Zügig stiegen wir nun über steile und schneebedeckte Hänge zunächst etwas ab und, nachdem wir die Felswand "El Castillo" passiert hatten, wieder auf, bis auf 5500 Meter, wo wir einen Sattel mit einer Mulde erreichten.
Dies sollte der Platz für unser Hochlager werden.
Nach einer halben Stunde standen unsere beiden Zelte in der Mulde, gut geschützt vor dem Wind und Jaime kochte bereits unser Abendessen, welches aus Nudeln und einer scharfen Soße mit Fleischstücken bestand.
Am Abend saß ich dann vor dem Zelt, blickte hinauf zum Gipfel und den Gletscherabbrüchen oberhalb des Hochlagers und genoss den Anblick im Licht der letzten Sonnenstrahlen, die alles in einen rötlichen Glanz tauchten.
Die Wolken, die uns am Nachmittag erreicht und eingehüllt hatten, befanden sich nun etwas unterhalb der Höhe unseres Hochlagers, sodass wir hier oben noch einen tollen Ausblick genießen konnten.
Das Wetter schien uns wohlgesonnen zu sein!
Nach einer kurzen ruhelosen Nacht, begann ich um halb 1 Uhr morgens, zusammen mit meinem Guide Raul, den Gipfelgang, welcher uns zunächst über eine kleine Felsstufe und dann auf den langgezogenen Gletscherrücken führte.
Mein Onkel hatte beim Aufstehen große Knieschmerzen und blieb daher mit Jaime im Hochlager zurück.
Im Licht der Stirnlampen stapften Raul und ich, am kurzen Seil, den durchschnittlich 40 Grad steilen Gletscherrücken empor und mussten gelegentlich anhalten, damit ich wieder zu Atem kam.
Es war eine perfekte sternenklare Nacht mit nur leichtem Wind, was allerdings zum Nachteil hatte, dass wir sehr niedrige Temperaturen hatten. Nach ca. 2 Stunden war es dann soweit, dass ich die Zehen nicht mehr spüren konnte, was meinem Drang zum Gipfel zu gelangen aber keinen Abbruch tat.
Selbst mein Guide Raul setzte sich einmal hin, um sich die Schuhe auszuziehen und seine Zehen zu massieren.
Nach ungefähr 4 1/2 Stunden "Schinderei" erreichten wir schließlich, immer noch bei Dunkelheit, den Ventimiglia Gipfel des Chimborazo. Allerdings hielt sich die Freude bei mir, aufgrund der großen Kälte, zunächst doch sehr in Grenzen und ich verzichtete sogar auf die obligatorischen Liegestütz.
Der weitere Weg zum Whymper Gipfel war uns durch schwierige Verhältnisse verwehrt und hätte zu viel Zeit gekostet, daher entschieden wir uns für den Abstieg.
Nach einer halben Stunde Rast, begannen wir dann, bei einsetzender Dämmerung, den Abstieg, wodurch glücklicherweise meine Zehen wieder warm wurden.
Als es einigermaßen hell war, staunte ich nicht schlecht über die zwei großen Spalten, die wir im Aufstieg passiert hatten.
Wie begrenzt doch die Sicht im Schein der Stirnlampe ist!
Nach guten 1 ½ Stunden erreichten wir das Hochlager und stiegen über die Normalroute hinunter zum Whymper Refugio und weiter von dort aus zum Parkplatz.
Beim Abstieg zeigte sich noch einmal, warum wir diese Route im Aufstieg gemieden hatten.
Jaime und mein Onkel waren als zweite Seilschaft, nach mir und Raul, über die Route abgestiegen und kurz bevor sie uns erreichten, löste sich aus der Wand über ihnen ein kleiner Felsbrocken und verfehlte sie nur knapp.
Am Parkplatz angekommen, waren mein Onkel als auch ich selbst fix und fertig, jedoch kam bei mir erstmals richtige Freude auf, es doch bis auf den Ventimiglia Gipfel geschafft zu haben.
Wir verließen den Berg und verbrachten die letzten Tage unserer Reise unter anderem in Banos, wo wir Meerschweinchen aßen und mehrere Wasserfälle besichtigten.
Besonders spektakulär war hierbei der Wasserfall "Pailon del Diablo", welcher sich mit ungeheurer Wucht, mitten im Dschungel, in eine kleine Schlucht hinunter
stürzt.
Man kann auf Wanderwegen, über Hängebrücken und am Schluss durch schmale Gänge im Fels bis unmittelbar unter der Wasserfall gelangen, was allerdings eine sehr nasse Angelegenheit ist.
Es gibt aber auch genug Wasserfälle in und um Banos, die man bequem von einer Art Seilbahn aus, besichtigen kann.
Den krönenden Abschluss stellte dann noch unsere Fahrt mit dem Zug über die sogenannte "Teufelsnase" dar.
Dieser markante Felsvorsprung befindet sich über der Schlucht des Rio Chanchán und die Gleise wurden unmittelbar in der steilen Felswand verlegt.
Man fährt mit dem, nach Kolonialzeit anmutenden, Zug über zwei Spitzkehren bis ins Tal hinunter, zu einer Art Bahnhof, wo alle Passagiere aussteigen und die dargebotene Tanzeinlage der Indios bewundern können.
Zudem gibt es dort auch ein Museum mit Café und allerlei anderem "Touristenkram“, am meisten bleibt jedoch die spannende Zugfahrt, direkt am Abgrund entlang, als Eindruck zurück.
Gesund und munter kamen wir am nächsten Tag, nach 14 Stunden Flug, wieder in Deutschland an und waren restlos begeistert.
Abschließend ist anzumerken, dass mich die Vielfalt und Schönheit Ecuadors insbesondere beeindruckt hat, weil ich es, in dieser Form, nicht erwartet hatte.
Ein großer Dank gilt auch unserem Guide Jaime und seiner
Freundin Elisabeth, die für eine tadellosen Ablauf gesorgt haben.
Ebenso danke ich meinem Onkel und meiner Tante, die die großartige Idee zu dieser Reise hatten und maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der Urlaub zu so einem schönen Erlebnis wurde.
Ecuador: immer gerne wieder!!
Falls ihr auch Interesse an einer Reise nach Ecuador habt, dann schaut mal unter "Links" nach, dort findet ihr die Agentur mit der wir gereist sind oder siehe auch: http://www.andeansummitadventure.com
(Bericht geschrieben von Lukas)