Watzmann Überschreitung
(Berchtesgadener Alpen)
Talort: Wimbachbrücke, Parkplatz
Nationalpark Informationsstelle Wimbachbrücke
Wimbachweg 2
83486 Ramsau
Parkgebühr 2,50 € pro Tag
(HM 634m)
Diesmal in einer 3er Seilschaft, starteten wir, Anfang Oktober 2014, mittags bei schönem Wetter an der Wimbachbrücke in Ramsau. Da jeder von uns schon mal hier war, wussten wir, dass man nur den Wegweisern Richtung Watzmannhaus folgen musste.
Anfangs war es ein breiter Forstweg, der uns lange Zeit durch Bergwald führte. Schnell legten wir hier, vorbei an der Stubenalm und der Mitterkaser Diensthütte bis zur Mitterkaseralm, einige Höhenmeter zurück. Erst ab der Mitterkaseralm kam langsam das offene Gelände. Hier konnten wir dann auch das erste Mal die Aussicht auf die schöne Bergwelt genießen.
Nach einer kurzen Trinkpause, folgten wir dem immer lichter werdendem Wald, der in Richtung Falzalm über die steilen Almböden zu einem Steig wurde. Nachdem wir immer steiler aufstiegen und die Vegetation zusehends karger wurde, konnten wir bereits die Hänge unter dem Watzmannhaus erblicken. Hier kamen uns auch schon die ersten Wandergruppen oder "Turnschuhtouristen" entgegen, die dabei waren abzusteigen.
Wenig später sahen wir schließlich das Watzmannhaus und den sagenhaften Blick auf den kleinen Watzmann, sowie die Watzmannkinder, die im Sonnenschein auf uns runter schauten. Vorbei über die Holzbrücken und auf den Stufen ähnlichen Tritten, kamen wir dann Nachmittags am Watzmannhaus (HM 1930m) an.
Dort meldeten wir uns für die Übernachtung an, die Lukas einige Wochen vorher reserviert hatte. Wir hatten ein Mehrbettzimmer mit 6 Betten. Dies ist zwar ein bisschen teurer, aber wir wollten uns diesen Komfort mal gönnen.(https://www.davplus.de/watzmannhaus)
Unsere Bekleidung, sowie die Schuhe legten wir im Trockenraum ab und zogen uns etwas Bequemes an, um auf der Terrasse eine Schorle zu trinken und den Sonnenuntergang über Berchtesgaden zu beobachten. Anschließend bestellten wir für morgens, Frühstück (geschmierte Stullen mit Wurst) und genossen das wirklich leckere Essen. Schnell kam man auch ins Gespräch mit anderen Übernachtungsgästen, wobei sich aber schnell raus stellte, das nicht viele die Überschreitung machen wollten.
Im Anschluss bereiteten wir unsere Ausrüstung so vor, dass wir morgens beim Aufstehen niemanden stören würden. Dann ging es ins Bett um noch ein paar Stunden Energie zu sammeln.
Aufstieg Hocheck
Nach 4 Stunden gesundem Schlaf klingelte der Wecker. Leise verließen wir
das Zimmer, aßen unsere Stullen und putzen uns noch schnell die Zähne (Ein bisschen Hygiene mussten wir schon haben), bevor wir uns im Trockenraum anzogen. Um 05:40 Uhr verließen wir, vor allen
Anderen, im Schein unserer Stirnlampen das Watzmannhaus Richtung Hocheck. Der Weg schlängelt sich serpentinenartig, erst über einen Pfad, dann in Geröll, Felsblöcken und leicht geneigten
Reibungsplatten aufwärts. Die Wegfindung ist auch gut im Lampenschein erkennbar bzw. gut markiert. Darauf folgte eine erste leichte und mit Drahtseil versicherte Kletterstelle, die durch festes
Zupacken, auch ohne Klettersteigset keine Probleme darstellte. In dieser Zeit ging die Sonne auf und kündigte bereits gutes Wetter an. Wir verweilten kurzzeitig um diese wunderschöne Bergkulisse
in uns aufzunehmen und in Bildern festzuhalten.
Nach einfachem Gehgelände ging es dann noch einmal mit einem Aufschwung zum Hocheck
(HM 2651m), wo wir nach ca. 2 Stunden ankamen. Dort machten wir eine kurze Trinkpause, die Gipfelbilder und legten unsere Klettergurte mit Klettersteigset an.
Übergang zur Mittelspitze
Von der Biwakschachtel aus stiegen wir, direkt auf den Watzmanngrat hinüber. Dort ging es in einem stetigen Wechsel Berg ab und anschließend wieder aufwärts. Teilweise sind die Passagen durch Drahtseile entschärft, was das Vorankommen doch sehr erleichtert. An manchen Stellen, wo es unserer Meinung nach, mehr Sinn machen würde eine Sicherung anzubringen, geht es dann allerdings luftiger (ungesicherter) zu. Ob und wie man sich sichert, muss sowieso jeder für sich selber entscheiden. Wir haben im Verlauf der Tour, bei anderen Watzmannüberschreitern alles gesehen.
Nach einer finalen Kletterstelle, erreichten wir dann ziemlich zügig die Mittelspitze (HM 2713m), und somit den höchsten Punkt des Watzmann.
Auch hier hatten wir eine super Aussicht auf Königssee, Ostwand bis hin zum Großglockner.
Da der Platz am Gipfelkreuz ziemlich knapp für eine Rast ist, machten wir schnell unsere Fotos und führten unsere Tour fort.
Mittelspitze zur Südspitze
Unser Weg führte immer weiter entlang des langen Grates. Dieser ist gut markiert und an den schwierigsten Stellen durch Drahtseile versichert. Die schwierigste Stelle, ist eine fast senkrechte Passage die man ab klettern muss. Danach folgen ausgesetzte Stücke auf der westlichen Seite, bevor es dann in einfacher Kletterei steil hinauf zur Südspitze geht (HM 2712m).
Während dieses Abschnitts, hatten wir immer wieder Ausblicke auf die berühmte Watzmann Ostwand, mit der orangenen Biwakschachtel, die mich persönlich auf jeden Fall noch mal zum Watzmann bringen wird. Auch der Großglockner und der Hochkönig zeigten sich, in voller Pracht, in der Ferne.
Am Südgipfel machten wir dann gegen Mittag eine längere Pause. Unser dritter Spannmann, benötigte diese auch dringend. Wir aßen jeder Energieriegel, tranken Wasser und genossen noch mal die tolle Aussicht, bevor wir unsere Bilder schossen und uns fertig für den Abstieg machten.
Der Abstieg
Wir folgten den Wegweisern zur heftigsten Etappe “dem Abstieg“. Es ging sofort schroff und steil hinab. Zwischen gerölligen Pfaden kamen immer wieder Kletterstellen, teilweise versichert. Fast endlos erscheinend, wechselte sich dieses Gelände ab, bis wir irgendwann vor einem Schuttfeld standen.
Mit Teleskopstöcken lief ich dieses hinunter, Lukas und der Dritte aus der Seilschaft taten dies ohne Hilfsmittel. Dabei merkten wir, dass unser Kollege immer langsamer wurde.
Bereits auf dem Weg zur Südspitze konnten wir sehen, dass etwas nicht stimmte. Später aber mehr dazu. Also beschlossen wir alle langsamer abzusteigen, was allerdings Kräfte raubender war und somit auch mehr auf die Gelenke ging.
Es folgten einige sandige Rinnen. Die rutschigste Rinne war durch Ketten versichert, an denen man gut runter kam. Darauf folgte der weitere Abstieg hinunter ins Wimbachgries, wo wir nach 3 Stunden ankamen. Hier legten wir wiederum eine kurze Trinkpause ein. Bis hier hin war der Abstieg schon gut fordernd, aber wir wussten auch, dass noch ein paar Stunden Gehzeit folgen würden.
Durch eine breite aber flache Geröll- landschaft wanderten wir langsam aber kontinuierlich zu einem Wanderweg, der uns zur Wimbachgrieshütte führte. Wir machten, dort angekommen, eine längere Pause und ich glaube die Schorle war die Leckerste, die ich bis dahin je getrunken hatte.
Wir trafen auch ein paar weitere Bergsteiger, die am Vorabend mit uns am Watzmannhaus waren, aber nicht die Überschreitung gemacht hatten. Neugierig wollten sie natürlich alles wissen, also erzählten wir einige Details und starteten den letzten Teil unserer Tour.
Der lange Weg durchs Wimbachtal
Bei unserem Kollegen wurde es immer schlimmer, er sagte das seine Fersen schmerzen würden, aber es bis zum Auto kein Problem wäre. Nach einem langen "Geröllmarsch" gelangten wir schließlich auf einen Wanderweg. Dieser führte uns zum Wimbachschloß und anschließend bereits in der Dunkelheit zur Wimbachbrücke, wo wir ausgepowert gegen 19:40 Uhr ankamen.
Es war eine lange Tour mit sehr schönen Ausblicken und einem anstrengenden Abstieg zum Ende hin. Als wir am Parkplatz die Füße unseres Kollegen betrachteten, erschraken Lukas und ich. Beide Fersen waren bis aufs Fleisch komplett auf und klebten an den Socken. Dabei wurde uns klar, welche Schmerzen das für unseren Kollegen gewesen sein müssen. Die Schuhe waren bereits eingelaufen, spätere Recherche und Nachfrage beim Hersteller ergab allerdings, dass die Nähte im Schuh an der Ferse falsch vernäht wurden und somit stark auf diese drückten. Der Hersteller entschuldigte sich und die Schuhe wurden später ausgetauscht.
Fazit:
Lange Tour, Kraftressourcen für den Abstieg einplanen, viel Wasser dabei haben (es gibt keine Auffüllmöglichkeit) und nur bei gutem Wetter!
Ausrüstung:
Klettergurt, Klettersteigset, Helm, Teleskopstöcke, Wasserflaschen/ Camelbak, Stirnlampe, Übliche den Bergen angepasste Kleidung
(Bericht geschrieben von Julian)