Wildspitze via Taschachferner

(Ötztaler Alpen)

 


Talort: Talstation Mittelberg

                Gletscherbahn

                Mittelberg 187

                6481 Mittelberg Österreich

                Parkplatzgebühr: kostenlos

                (HM 1700)


 

Nach dem Höhenausfall am Großglockner, wollten wir die nächste Bergtour vernünftiger angehen. Anfang September 2016 passte das Wetter und wir beschlossenen spontan die Wildspitze über den Taschachferner zu besteigen.

 

Nach dem wir unsere Ausrüstung kontrolliert hatten, marschierten wir vom Parkplatz der Talstation der Pitztaler Gletscherbahn los. Über eine Brücke folgten wir anschließend den ausgetretenen Weg zur Taschachalm, wo wir uns nach der langen Anreise einen leckeren Kaffee gönnten.

 

 

Anschließend ging es bei sonnigen Wetter über einen breiten Fahrweg entlang des Taschachbaches weiter. Übersät mit begrünten und latschen durchsetzten Hängen folgen wir den nur sehr leicht ansteigend Weg Richtung Materialseilbahn. Mit jedem Meter kommen wir den eindrucksvollen Bergen und dem Taschachferner näher. Der Weg zur Materialseilbahn ist zwar lang und eintönig, aber nicht schwierig oder anstrengend.

 

 

An der Talstation der Materialseilbahn angekommen hat man die Option seinen Rucksack zum Taschachhaus hoch schicken zulassen. Die Option kam aber für uns nicht in Frage. Nach einer kurzen Trinkpause, lassen wir die Materialseilbahn liegen, überqueren den Taschachbach über die dahinter liegende Brücke und folgen den Serpentinen verlaufenen Steig bergauf. Die mit Gesteinsblöcken durchsetzten Wiesen und begrünte Schilfrohrsänger begleiten uns weiter in Richtung alter Moränenrücken des Taschachferners.

 

 

Am Anfang der Moräne überqueren wir den Sexegertenbach und steigen anschließend den gut markierten Steig des Moränenrücken empor. Dabei wird uns bewusst, dass vor ca. 100 Jahren hier noch der Gletscher bis zur Schotterflanke reichte. Traurig wie sich so etwas Beeindruckendes für die Nachwelt verändert kann. Das letzte Stück führt von der Gletschermoräne des Taschachferners über eine begrünte Flanke. Am Ende können wir unser Tagesziel, das Taschachhaus (2434 HM) erblicken und freuen uns schon auf eine kalte Schorle.

 

 

Das Taschachhaus ist bekannt als eine der größten, bedeutendsten und modernsten Schutzhütten der Ötztaler Alpen. Nicht nur als DAV Ausbildungstätte genutzt, ist sie der Ausgangspunkt für viele Touren und wird auch wegen dem sehr leckeren Essen geliebt.

(www.taschachhaus.com)

 

 Am Taschachhaus angekommen, wurden wir herzlich vom Hüttenwirt Christoph begrüßt, der uns die Örtlichkeiten der Hütte erklärte und anschließend unseren Schlafplatz zeigte. Wir hatten einen Lagerplatz und Halbpension gebucht. Zu unserer Freude war dies ein 4 Mann Lager, welches einschließlich uns, nur mit drei Mann belegt war.

 

Da noch Zeit bis zum Abendbrot war, legten wir uns in die Sonne, tranken kalte Schorle und akklimatisierten uns. Am Abend ließen wir uns das viergängige Abendmenü schmecken, um uns anschließend gut genährt ins Lager zulegen.

 

Frühmorgens standen wir auf und bereiteten unsere Ausrüstung für den Aufstieg vor. Die Schlafutensilien und alles was wir nicht für den Gipfelsturm benötigten, verpackten wir in einem Sack um diese auf der Hütte zulassen. Danach ging es zum Frühstücksbuffet, welches auch wieder hervorragend war. Da wir seit langen die einzigen Bergsteiger waren, die über den Taschachferner zur Wildspitze aufsteigen wollten, zeigte uns Christoph den Verlauf über den Gletscher und den gefährlichen Kreuzspalten auf einer Karte. Auch weitere gute Tipps gab er uns mit auf den Weg.

 

Wir meldeten uns ab und folgten den Steig über die begrünte Felsflanke hinter dem Taschachhaus. Der Steig ist gut markiert und nicht allzu schwer. Allerdings sollte Trittsicherheit hoch über den schroffen Grasflanken und der Gletschermoräne des Taschachferners vorhanden sein. Auch der weitere Wegverlauf vorbei an Steinmännern und Gedenktafeln, über teils steiles Blockwerk, Geröll und Altschneefelder sollte konzentriert und nicht leichtsinnig genommen werden.

 

An dem vom Gletscher glatt geschliffenen Steinplatten begeben wir uns auf den Ferner.

 

 

Ist gibt noch die Möglichkeit den Gletscher zu queren, auf die Moräne zu wechseln und dann über Schuttgelände bis unterhalb des Mittelbergjochs aufzusteigen. Da der Taschachferner im unteren Bereich total aper (Blankeis) ist und wir somit alle Spalten erkennen konnten, stiegen wir auf direktem Weg mittig auf.

 

 Ohne Probleme kamen wir zügig am großen Gletscherbruch vorbei, welchen wir umrundeten. Am Anfang der ebenen Firnmulde unterhalb des Mittelbergjochs, war der Gletscher nicht mehr aper und somit legten wir unsere Gletscherausrüstung an, so wie Christoph uns es empfohlen hatte.

 

 

Ab hier begann der unangenehmste und gefährlichste Teil des Aufstiegs durch die Spaltenzone. Lukas mit seiner großen alpinen Erfahrung ging voraus, um das Gelände zu beurteilen. Dabei zeigte er mir wie die Querspalten verliefen und wie zerklüftet das zu überwindende Gelände ist. Vorbei an mächtigen Séracs, über mäßig steile Firnhänge folgten wir den leicht gespurten Weg zum obersten Gletscherbecken des Taschachferners.

 

 

Eine wunderschöne weiße Arktis ähnliche Landschaft durchquerten wir und stiegen in Richtung des Nordgrates des Hinteren Brochkogels auf. Anschließend bogen wir in der Mitte des Gletscherplateaus ab, gingen weiter die Flanke empor und standen dann im flachen Gelände.

 

Während der eingelegten Trinkpause, hatten wir eine super schöne Aussicht auf die Gipfel der Wildspitze und den Rest des Weges. Bis hier waren wir alleine unterwegs. Nun standen wir am Knotenpunkt, wo wir auch andere Seilschaften sahen, die über die Breslauer Hütte aufstiegen.

 

 

 

Der Aufstieg

 

In Serpentinen ging es dann zum Aufstieg über den Sattel, bis zum Klettereinstieg des Südwestgrates (ca. 3650 HM). Dort machten sich auch schon weitere Bergsteiger für den Gipfelanstieg fertig.

 

Über Blockwerk, Geröll und Schutt stiegen wir zügig aber konzentriert auf. Da der Weg teilweise rutschig und an einigen Stellen glatt und abschüssig war, sicherte Lukas uns an Schlüsselstellen mit dem Seil ab.

 

Gegen Mittag standen wir dann glücklich auf dem Gipfel der Wildspitze (3768 HM).

 

 

Da wir an diesem Tag noch komplett ins Tal absteigen wollten, machten wir uns auch zeitnah an den Abstieg. Vorsichtig kletterten wir den Südwestgrat ab und machten uns Gletscher fertig. Dann folgte ein weiterer schneller Abstieg bis zur aper Passage des Taschachferner. Dies war nötig um schnell über die gefährliche Spaltenzonen zu kommen, bevor die Sonne, die Schneebrücken aufweichen konnte. Allerdings landete ich trotzdem bis zur Brust in einer Spalte und machte so meine erste Erfahrung damit. Da Lukas aber das Seil stramm hielt und ich den Eispickel rechtzeitig in das Eis schlagen konnte, war alles halb so wild.

 

 

Erst auf der aper Fläche machten wir wieder eine Trinkpause und stiegen anschließend vom Taschachferner zum Taschachhaus ab. Wir meldeten uns bei Christoph zurück, aßen und tranken noch etwas. Nach dem wir uns bedankt und verabschiedet hatten, gingen wir den letzten Teil unseres Abstieges an.

 

Gegen frühen Abend kamen wir dann am Parkplatz an und traten müde aber glücklich den Heimweg an.


 

Fazit:

 

Es war eine sehr schöne aber auch anstrengende Tour. Das Taschachhaus mit der modernen Einrichtung, dem herzlichen Umgang und dem sehr leckeren Essen machten diese Tour noch beeindruckender.

 

 Der Weg bis zum Taschachhaus beläuft sich auf ca. 5 km, was am ersten Tag keine Probleme darstellte. Am zweiten Tag geht es vom Taschachhaus über den Taschachferner zur Wildspitze ca. 7,5 km im Aufstieg nach oben. Diese sind wir auch wieder abgestiegen und danach weiter zum Parkplatz. Also ein Marschleistung von ca. 20 km. Das sollte schon jedem bewusst sein wenn man diese Tour machen möchte.

 

Auch der Gang nur in einer 2er Seilschaft sollte aufgrund der Spaltenzone überlegt werden. Besser ist es wenn man mindestens eine 3er Seilschaft bildet.


 

Ausrüstung:

 

Komplette Gletscherausrüstung: Steigeisen, Pickel, Seil, Hüftgürtel, Eisschrauben, etc.

 

Helm, Teleskopstöcke, genug Wasser, für Übernachtung auf der Hütte einen Hüttenschlafsack, übliche den Bergen angepasste Kleidung, Personal- und DAV Ausweis,

 

Bargeld (auf Hütte nur Barbezahlung möglich)